Sonntag, 3. April 2016
Eskalation Stufe I
O. hat sich gestern (nach ein paar Ferientagen bei uns) geweigert zurück zur Mutter gefahren zu werden. Sie will bis morgen früh zur Schule hierbleiben.
Sie hat ihre Mutter angerufen, um ihr das zu sagen. Diese war außer sich, hatte aber keine Argumente die O. überzeugt hätten.

Um eine direkte Eskalation zu vermeiden (die Mutter hat uns schon einmal hier das Tor eingetreten), habe ich O. überredet, dass wir wenigstens zur von der Mutter bestimmten Zeit hinfahren und noch einmal mit ihr reden (sie hatte einfach aufgelegt und war telefonisch nicht mehr zu erreichen).
O. hat sich weiter geweigert die "Mama-Sachen" anzuziehen, da sie ja nicht aussteigen werde.
So kam es dann auch, auf ihren Wunsch hin haben wir das Fenster etwas runter gemacht, aber die Türen verriegelt. O. erinnert sich noch gut, wie sie vor einem Jahr an E.s Geburtstag von der Mutter jagt, geschnappt und ins Auto gezerrt wurde. Das sollte sich nicht wiederholen.

Ich bin ausgestiegen, um zu klingeln und habe der Mutter erklärt, dass O. nicht aussteigen und nur ihren Ranzen abholen will.
Die Mutter hat relativ kurz mit O. geredet (und gedroht, geschmeichelt und erpresst), aber O. war eher gut drauf. Sie hat argumentativ gegen die Mutter gewonnen und wenn diese unsachlich wurde, schnippisch geantwortet. Wie sie es eben von der Mutter gelernt hat.

Die Mutter hat dann behauptet den Ranzen nicht finden zu können. In der Zeit in der sie angeblich gesucht hat, hat sie erfolglos versucht ihre Anwältin zu erreichen und ihren Lover herbeibeordert. Wir erinnern uns, dass ist der Partner, der angeblich bei ihr wohnt. Die Zeit bin zu seinem Eintreffen, war ziemlich genau die Zeit die er von seinem Zimmer bei Mami bis zum Haus von O.s Mutter braucht.

Als der Partner eintraf hat er sich gleich ins Gespräch eingemischt. Ich habe ihn erstmal aufgeklärt, dass O. nicht aussteigen wollen und nur noch geklärt werden müsse, ob wir den Ranzen noch bekommen oder dieser Montag extra von der Mutter in die Schule gebracht werden wird.
Die Mutter antwortete, dass wir den Ranzen nicht bekommen. Da habe ich gesagt, dann können wir ja jetzt fahren. Darauf bei (Mutter und Partner), na dann fahrt und sind in Haus gegangen.

O. war danach total gelöst und ist seit dem so gut drauf wie noch nie. Das hält immernoch an.
Ab und zu macht sie sich Sorgen, ob die Mama sie denn nun noch lieb habe - was ich ihr versichert habe. Auf die Frage ob sie manchmal Angst habe, ich würde sie nicht mehr lieb haben, hat sie geantwortet, 'nein, nie'. Außerdem haben wir ihr erklärt, dass sie nicht für ihre Mutter verantwortlich ist.

Das Ganze wird sicher ein Nachspiel haben. Für O. und für mich. Ich hoffe O. übersteht es gut. Zumindest tagsüber in der Schule bin ich nicht so weit weg - das weiß sie und sie kennt den Weg.

Die Mutter hat nächstes WE Geburtstag. O. ist bei uns, möchte aber natürlich hin. Ich habe der Mutter einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Wir werden sehen was dabei rauskommt. Von sich aus hat die Mutter nicht gefragt, aber bereits gejammert, dass O. nicht dabei wäre.



Dienstag, 15. März 2016
WE
In den letzten zwei Wochen hat das Telefonieren etwas besser geklappt. O. hat das Handy immer im Ranzen und benutzt es ab und zu vom Hort aus (2-3 mal die Woche). Zu Hause darf sie nicht telefonieren - "Warum willst Du das Arschloch schon wieder anrufen?"

Am Freitag durfte sie alleine von der Schule zu meiner Arbeit laufen (ca. 700 Meter; nur eine große Straße, die aber mit Ampel). Das war mit O. abgesprochen, ebenso mit der Lehrerin. O. hat Donnerstag der Mutter davon erzählt. Diese war erwartungsgemäß dagegen und hat O. gesagt, sie solle in der Schule warten und nicht loslaufen.

Das hat mir die Mutter Freitag früh mitgeteilt und so hatten wir wieder mal einen längeren Mailverkehr. Die Mutter war -wie immer- uneinsichtig.

Aber O. war toll. Sie hat ihre Lehrin gefragt, die hat - wie abgesprochen - gesagt, dass sie gehen darf und so lief sie los und alles hat gut geklappt. (Ich war in der Nähe und hab aufgepasst). O. war auch sehr stolz auf sich. Das werden wir jetzt immer so machen.

Und dann sind es so viele Kleinigkeiten:

Freitag waren wir noch auf der Post. O. war total aufgeregt und wollte den Paketschein ausfüllen und dann die Marke draufkleben. Die Beamtin hat ihr auch schön alles erklärt und sie sogar hinter den Schalter gelassen. Die Mutter bekommt fast jeden Tag Pakete und schickt mindestens die Hälfte zurück. Aber O. benimmt sich so (positiv gemeint), als wäre sie noch nie auf der Post gewesen. Was macht die Mutter in 'ihrer' Zeit mit O.? Offensichtliche keine Teilname am Leben ...

Sonntag hat O. gefragt, ob sie ihre Mutter anrufen darf. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht fragen braucht, sie kann immer mit ihrer Mutter reden, wenn sie das will. Stunden später hat sie mir erklärt, sie hat angerufen, damit die Mutter sich nicht beschweren kann, O. wolle nur ihren Vater anrufen, sie aber nie. Also diese Mutter, die ihr Kind nur eher abholen braucht, wenn sie mehr Zeit mit ihrem Kind will. Mir ist das gerichtlich untersagt ...
Kurz nach dem Anruf rief dann die Oma (mütterlicher Seits) an. Die Oma die sich sonst nicht meldet, nicht mal wenn O. alleine krank zu Hause sitzt. Die Oma die uns vor einem Jahr hier mit das Tor eingetreten hat. Die Oma die bald noch schlimmer gegen mich hetzt als die Mutter.

Für Montag stand keine "Fremdabholung" im Mitteilungsheft. Sonst erfolgt diese, um O. zum Tanzen zu bringen. Auch etwas, was ich gerne übernehmen könnte und wollte - aber nicht darf. Oder O. könnte alleine gehen - ist fast der gleiche Weg (siehe oben, nur ohne die große Straße).
Ich habe O. gefragt, ob sie denn Montag kein Tanzen hätte. O. meinte, ja das hat sie sich auch schon gefragt, als sie gesehen hat, dass die Mutter keinen entsprechenden Eintrag gemacht hat. Auf Nachfragen hat O. erklärt, dass die Mutter mit ihr darüber nicht gesprochen habe. Sie will dann Montag mal schauen was passiert.
Wie kann man sich so verhalten? Seinem eigenen Kind gegenüber.

Es sind oft diese Kleinigkeiten die mir besonders weh tun. Wie kann man so sein? Warum?



Mittwoch, 2. März 2016
Schulentscheidung
Das erste Gespräch beim Jugendamt ging so.
Es wurde schön herausgearbeitet, dass wir beide eigentlich das gleiche für O.s Zukunft wollen. Auch bei der Schule wollen wir fast das gleiche. So wurden objektive Kriterien erarbeitet und diese von beiden Eltern gerankt.
Raus kam, dass meine Schule ganz knapp vorne lag. Und dabei wurden die Kosten noch gar nicht berücksichtigt. Wir wurden bei diesem Gespräch nicht fertig und so gab es einen weiteren Termin.

Dieser war dann nicht mehr ganz so sinnvoll. Die erarbeitet (objektiv überprüfbaren) Kriterien wurden verdreht. Es ging nur noch um Meinungen. Meine Einwände zu dem Thema wurden ignoriert. Selbst als die Mutter dann die „Nazi-Karte“ gespielt hat und meinte O. dürfe auf keine Schule gehen deren Konzept mit Jenaplan verwandt ist, da deren Mitbegründer Petersen ein Nazipädagoge gewesen wäre, hat die JA-Mitarbeiterin nicht eingegriffen.
Im Ergebnis gab es kein Ergebnis. Die Mitarbeiterin wollte dem Gericht mitteilen, dass wir uns nicht einigen konnten, aber den gleichen Zweitkandidaten hätten. Ich habe eingewandt, dass dies nicht bringt, da der Richter keine Schule entscheidet, sondern einem Elternteil die Alleinentscheidung zuspricht. Also wurde darüber nochmal diskutiert. Die Mutter erbat sich einen Tag Bedenkzeit und wollte sich am nächsten Tag melden.
Am nächsten Tag kam nichts.
Am übernächsten Tag habe ich frühs nachgefragt (JA und Mutter). Lange Zeit nichts, dann gabs eine unklare Aussage der Mutter und später am Abend die Aussage vom JA, wir hätten eine Einigung und sollen uns um die Anmeldung kümmern.
Das habe ich versucht, aber die Mutter weicht weiter aus und scheint sich doch nicht geeinigt zu haben. Eine Anmeldung auf der Schule wurde von ihr abgelehnt.
Tage später hat das JA die Mutter aufgefordert einen Termin bei der Schule zu machen.

O. „durfte“ sich an dem Tag diese Schule anschauen. Durchschnittliche staatliche Schule, mehr braucht man nicht zu sagen. Das Gespräch war okay.
Als O. dazu kam, hat sie sich auf meine Schoß gesetzt (wozu sie an der Mutter vorbeigehen musste). Irgendwann ging sie dann im Raum rum und hat sich umgeschaut. Als ihr die Nase lief, gab ich ihr ein Taschentuch. Die Mutter hatte keins dabei. O. auch nicht.
O. hat an dem Tag kein Essen bekommen, da die Mutter sie nicht angemeldet hatte.
Es gab noch mehr so Punkte, aber irgendwie sieht das keiner. Eine Mutter ist einfach besser für ein Kind, komme was da wolle. Das ist die Ideologie und darüber wollen die Leute nicht einmal nachdenken.
Die Schule hat O. gefallen.

So ist O. nun doch angemeldet. Also bisher nur mündlich, aber ich hoffe es passiert nichts mehr. Wir werden sehen.

Die Schule ist für O. schlechter als andere, es gibt Noten und Hausaufgaben. Aber es kostet kein Geld (was definitiv ein Thema geworden wäre). Und O. hat eher Schluss. Mal sehen was wir daraus machen können.
Wirkliche Optionen hatte ich nicht. Wenn der Richter hätte entscheiden müssen, dann hätte er für die Mutter entschieden. Warum sollte er dem Elternteil die Entscheidung überlassen, bei dem das Kind nicht wohnt …
Mit anderen Worten es ist ein fauler Kompromiss und für mich nicht viel mehr als Schadensbegrenzung.

Andere Optionen hätte es gegeben:
- Wir, die Eltern hätten viel eher mit einander darüber reden müssen. Aber das wurde von der Mutter ja blockiert und boykottiert.
- Der Richter lehnt eine Entscheidung ab. Es gibt eine Schulpflicht und zuständig ist die nächstgelegene staatliche Schule. Somit gab es für ihn keinen Grund eine Entscheidung für einen Elternteil auch nur in Aussicht zu stellen.
- Das JA hätte auf sachliche Argumente bestanden
- kA, was ich hätte noch anders machen können.