Dienstag, 28. März 2017
10.
Gestern war O. mal wieder unterwegs und diesmal clever genug ihrer Mutter nicht in die Arme zu laufen. Ich wollte O. dann 'pflichgemäß' zur Mutter zurück bringen. Aber die Mutter hat sich geweigert uns zusammen zu sehen. Ich solle O. alleine irgendwo lassen oder hinschicken. Sie würde sie dann abholen. Sobald sie dafür Zeit hat. Arbeiten war mal wieder wichtiger. O. hat das abgelehnt: "dann hätte ich ja gar nicht weglaufen brauchen".
Die Mutter weiß, dass O. auch dann nicht mit ihr mitgegangen wäre. Die Mutter hat keinen Zugang mehr zu O. - die einzige Kontrolle ist wegsperren.
Naja, noch 5 Wochen bis zur Verhandlung.

Ach der Verfahrensbeistand hat seine Stellungnahme abgegeben. Alte Lügen werden wieder aufgekocht. Eine konkrete Empfehlung gibt es nicht - lediglich man solle es doch so machen wie es der Gutachter vor zwei Jahren gesagt hat.
Zusammengefasst - O. soll gegen ihren Willen zur Mutter obwohl diese kein gewaltfreies Umfeld bieten kann und deshalb Hilfe bekommen könnte - alles indirekte Aussage der Stellungnahme, einfach nur zusammengefasst.
Klingt das nur für mich unsinnig? Das kann doch gar nicht funktionieren. Aber beschließen, beschließen könnte das Gericht sowas ...



Freitag, 10. März 2017
kein Ende, aber Schrecken?
Falls noch wer mitzählt - wir sind jetzt beim 9. Weglaufen. Allerdings war die Mutter beide Male schnell genug O. abzufangen, bevor sie bei mir ankam.

Telefone sind weiter blockiert und O. wird immer mehr eingesperrt. Zuhause sind Außentüren und Fenster verschlossen. Die Schüssel für die Innentüren hat die Mutter auch eingesammelt, damit sich O. nicht mehr einschließen kann, z.B. wenn sie Angst hat. Die Mutter hingegen einschließt sich regelmäßig ein, z.B. wenn O. versucht mit ihr zu reden, der Mutter das Thema aber nicht passt.

Im Hort darf sie keinen Schritt mehr alleine machen. Das kann dann soweit führen, dass sie kein Mittag essen kann - was der Hortnerin egal ist. Ein kleiner Silberstreif - die Mutter hat die Hortnerin (die gerade im Krankenhaus liegt) angerufen, damit diese O. am Telefon erklärt - falls sie nochmal wegläuft, darf sie nicht mehr in den Hort. Aber vermutlich ist das nur eine der unpädagogischen Drohungen für die solche "Pädagogen" bekannt sind.

Vor zwei Wochen hat O. einen Sportunfall und dadurch eine Gehirnerschütterung. Die Mutter hat sie in der Schule abgeholt und ins Krankenhaus gefahren.
Als ich dort ankam, kauerte O. in einem abgedunkelten Zimmer, rote Augen und unfähig ein Wort zu artikulieren, obwohl sie immer wieder panisch versucht hat. Die Mutter war nicht da und die beiden Schwestern standen zwei Meter weg und kam nicht an O. heran.

Die Schwestern waren sichtlich froh mich zu sehen: "Schau, da ist Dein Papa, alles wird gut". O. hatte offensichtlich nach mir gefragt. Ich konnte O. beruhigen und nach einiger Zeit konnte sei einzelne Worte sagen. Allerdings stimmten nicht immer alle Worte: "Mein Tisch tut weh" ...

O. hat meine Hand nicht wieder losgelassen, 3 Stunden, bis zur Narkose fürs MRT. Zum Glück war nichts weiter, und am nächsten Morgen ging es ihr wieder besser. Sie hat auch wieder alle Worte richtig sagen können.

Die Mutter hat übel rumgezickt und sich stundenlang mit den Schwestern und Ärtzinnen unterhalten und ihnen erklärt sie habe das alleinige Sorgerecht. Den Arzt hat das nur mäßig bewegt. Und ich bin am Ende als Betreuungsperson dageblieben. Als nämlich danach gefragt wurde, hat die Mutter nicht reagiert. Vermutlich hatte sie für den Abend andere Pläne (es war O.s Zeit bei uns). Dann später wurde ihr klar, dass es an ihrem Mutterruf kratzt wenn sie nicht da bleibt. Also ist sie über Nacht auch dageblieben, frühs aber auf Arbeit gefahren. Abends musste sie auch weg, um ihre Sachen zu holen - offensichtlich hatte weder ihr Partner noch sonst irgendwer Zeit (oder Lust) zu helfen. Ich musste nicht weg, damit Sachen für O. und mich in der Klinik ankamen.
Nachmittags kam die Mutter nochmal vorbei. O. fragte warum sie nicht dageblieben sei - na weil nur einer da sein darf - Aber nachts hätte auch nur einer da sein sollen (was tatsächlich die Auffassung der Klinik war) - worauf der Mutter nichts mehr ein fiel. Selbst O. mit ihren 10 Jahren ist inzwischen klar, dass der Mutter ihre Arbeit und ihr Ruf wichtiger ist, als ihre Tochter.

Wir sind dann abends heimgefahren. Theoretisch hätten wir (nach "Katalog") noch eine Nacht bleiben sollen - und die Mutter hat darauf bestanden, aber der Oberarzt hat eine andere Entscheidung getroffen und wir konnten (gegen den Willen der Mutter) heim. Und das alles obwohl die Klinik davon ausgegangen ist, dass die Mutter tatsächlich das alleinige Sorgerecht inne hat.
Alles war wieder gut. Rückblickend war wohl ein Grund für die Panik, dass O. dachte, der Umgang würde wegen Krankenhaus ausfallen.

Und dann habe ich gerade eben erfahren, dass es noch zwei Monate dauert, bis das OLG die Verhandlung durchführt. Eine baldige Entscheidung ist also nicht zu erwarten. Und der Schrecken geht weiter.



Donnerstag, 19. Januar 2017
Flucht
Inzwischen ist O. zum 7. Mal weggelaufen.

Letzte Woche hatte meine Partnerin Geburtstag. Wir haben extra nichts gesagt, damit O. nicht in Versuchung gerät und dafür für die Kinder was für den nächsten Tag geplant.

Nunja sie ist nach der Schule weggelaufen und kam zu mir auf Arbeit. Ich hatte Urlaub und war nicht da. Dummerweise hat die Rezeption O. einfach weggeschickt. So ist O. erstmal Richtung zu Hause der Mutter gelaufen - mit ihrem Ranzen (ca. 1/3 ihres Körpergewichts - aber das ist ein anderes Thema), bei deutlichen Minusgraden und einsetzendem Schneetreiben.
Dann fiel ihr ein, dass sie auch versuchen könnte im Kindergarten ihrer Geschwister Unterschlupf zu finden und mich anrufen zu lassen. Sie hat dann nach der Uhrzeit gefragt und fälschlicher Weise angenommen, es wäre schon zu spät dafür.
Nun war sie entschlossen zu uns aufs Dorf zu laufen. Sie musste erstmal einen Berg hoch. Oben waren die Kräfte dann schon am schwinden. Sie ist an Wohnungen von Freunden der Mutter vorbeigegangen - explizit ohne anzuhalten, weil die sagen es ja dann der Mama. Sie musste an der Arbeit der Mutter vorbei und ist extra einen Umweg gelaufen. Sie hat sich bei jedem schwarzen Skoda (Auto der Mutter) versteckt. Inzwischen musste sie an jedem zweiten Hauseingang verschnaufen.
Irgendwann hat sie den Ortsausgang erreicht. Jetzt stellen wir uns eine schmale Landstraße (so schmal dass es keine Mittellinie gibt) vor. Rechts geht es den Hang hoch. Links den Hang runter. Auf beiden Seiten Schneeverwehungen, da das Schneetreiben zum Schneesturm geworden ist. O. versinkt bis über die Knie im Schnee. Die Stiefel sind durchgeweicht, denn die sind vorwiegend chic und weniger Wetterfest. O. schleppt sich weiter. Sie wechselt die die Straßenseite, aber das macht es nicht besser. Sie kann kaum noch und überlegt ob sie sich einen Igul bauen soll für die Nacht. Oder auf einen Baum klettern, da ist es nicht so nass. Sie ist ungefähr seit zwei Stunden unterwegs und hat erst etwa die Hälfte geschafft.
Ein Auto hält an. O. weiß dass sie nicht zu Fremden einsteigen soll, zieht das aber erfrieren vor. Sie lässt sich bis in den Nachbarort fahren - um nicht zu viele Umstände zu machen und läuft wieder. Diesmal sammeln sie Bekannte auf und bringen sie zu uns.

Das Verschwinden in der Schule wird mir weder von der Schule noch von der Mutter mitgeteilt. Sonst hätte ich rechtzeitig auf Arbeit anrufen können und O. wäre einfach dort geblieben. Ein Handy hätte auch geholfen - die Einschätzung teilte auch die Polizei. Dort hatte die Mutter nämlich eine großangelegte Suche ausgelöst.

So hatten wir dann wieder Geburtstag mit Polizeibesuch. Auch diese Polizisten waren erstmal der Meinung O. gleich mitnehmen zu müssen. Nachdem wir uns alle etwas beruhigt hatte, gab's die Order O. dazulassen.

Daraufhin habe ich einen Antrag bei Gericht gestellt - es kann nicht sein, das O. sich wieder und wieder in Gefahr begibt, nur weil die Mutter einen Schaden hat und von alle in ihren Ansichten unterstützt wird.

Nach dem Geburtstag war regulär Umgangswochenende. Montag dann zurück zur Mutter. Sie hat O. direkt in der Schule abgeholt. Zwei Stunden später klettert O. aus dem Fenster des Hauses und rennt weg.
Wieder Polizei, wieder Lügen der Mutter, wieder bleibt O. bei mir. Außer der Polizei hat irgendwie niemand Verständnis fürs Kind.

So gestern sollte Verhandlung vor dem AG sein. Das hat diese aber im letzten Moment abgesagt - man sei nicht zuständig und eilig wäre es auch nicht. Das ist alles so unglaublich - wäre es ne Seifenoper, die wäre schon wegen unglaubwürdiger Story abgesetzt worden ...



Gespräche
Inzwischen habe ich auch mit den Dezernenten für Familie und Bildung sowie dem Oberbürgermeister gesprochen.

Der OB hat mich an die Gleichstellungsbeauftragte und die Jugendamtsleitung verwiesen. Das Debakel mit der Gleichstellungsbeauftragten steht schon im anderen Artikel. Das Jugendamt hat erstmal gar nicht reagiert. So habe ich nochmal den OB eingeschaltet und nun habe ich grummelig einen Termin am Ende des Monats bekommen. Das wird bestimmt toll ...

Der Familiendezernent hat ganz viel Verständnis und bestimmt bin ich ein netter und lieber Mensch. Aber das Hausverbot in der Schule hat seine Richtigkeit. Die kann er zwar nicht begründen, aber das ist halt so. Auf meinen anwaltlichen Widerspruch hat noch keiner reagiert.

Und der Verfahrensbeistand der mich sowieso nicht leiden kann - der will Montag mit mir reden. Die Frau klang bereits am Telefon so begeistert.



Regeln und ihre Einhaltung
Vor Weihnachten hat die Mutter einfach mal einen Umgang ausfallen lassen. Und O. merkt halt, wenn die Mutter 13:15 Uhr in der Schule ist - und nicht wie sonst 16 Uhr.
Und auch die Lehrerinnen, denen die Mutter ja genau erklärt hat, dass Donnerstag Papatag ist, haben keine Problem, wenn dann doch die Mama auftaucht.

Und wenn man dass dann der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten erzählt - zusätzlich dazu, dass die Schule nur mit der Mutter redet und mir explizit das Gespräch verweigert - kann diese keine Ungleichbehandlung feststellen. Ist eben doch mehr Frauen- als Gleichstellungsbeauftragte.

Nach Silvester hat die Mutter dann diskutiert, das O. eher zu ihr zurück soll. Obwohl es eigentlich klar geregelt ist.