Psychologe
Mittwoch war es soweit. Die Diagnose darf beginnen.

Mutter und Kind kommen zu spät – man hat die Adresse nicht gleich gefunden. Promoviert ist man vermutlich zu intelligent, um mit google maps oder einem Navi umzugehen.

Der erste Eindruck der Praxis war gut. Psychiaterin, Psychologin und Sozialpädagogin die im Team arbeiten klingt professionell.

Wir werden alle zu Psychiaterin hereingebeten. Warum wir denn hier seien. Betretenes Schweigen, dann die Erkenntnis, dass wir vielleicht am Anfang ohne O. reden sollten. Für die Erkenntnis muss ich nicht studiert haben - das wirkte dann nicht mehr so professionell.

Die Frau hat ihre Anamnese-Liste abgearbeitet und wir waren selten einer Meinung. Naja die Meinung der Mutter war nicht sehr differenziert: „Sie ist ein ganz normales Mädchen“. „Keine Probleme“. „Alles gut“.

Viele Sachen wusste die Mutter nicht – seit wann läuft sie? Seit wann ist sie „sauber“? Wie viele Kinder sind in der Klasse?

Was ich gesagt habe, war natürlich falsch – schon weil ich es gesagt habe. Ich habe dann einfach nur noch mit Beispielen gearbeitet. Und bei Aussagen wie „Ich habe O. gewickelt und Abends in Bett gebracht – glauben sie mir wenn ich ihnen sage …“ gabs dann böse Seitenblicke.

Bei allen zitierten Aussagen von Dritten wurde behauptet diese seien nicht wahr oder diese hätten inzwischen ihre Meinung geändert.

Mindestens einen Minuspunkt habe ich gesammelt, als ich die Schweigepflichtsentbindung für Frau Dossin nicht erteilt habe. Ich habe zu dieser Frau keine Vertrauen, da sie mich mehrmals belogen hat. Wer will kann den Name mal zusammen mit Jugendamt gogglen, es gibt noch mehr „eigenartige“ Fälle.

Die geplante Leistungsüberprüfung wurde auf Betreiben der Mutter verschoben. O. freue sich so sehr auf den Schwimmunterricht heute. Sie hätte gestern extra nochmal nachgefragt und ihr wäre gesagt worden, dass geht auch in einer Stunde (dann hätte es mit Schwimmen noch geklappt). Die Psychiaterin meint aber es dauert üblicherweise mindestens 90 Minuten. Die Sprechstundenhilfe bei der späteren neuen Terminfindung übrigens auch. Es ließ sich nicht ermitteln wer die Aussage mit der einen Stunde gemacht hätte. Auch mein Argument, dass O. bereits schwimmen könne (gelernt im Urlaub bei meinen Eltern, da ich das bereits im Vorschulalter für sehr wichtig halte) und der Unterricht also nicht ganz so wichtig wäre, wurde ignoriert. Also wird mal wieder verschoben.

Die Psychiaterin hatte dann noch ein kurzes Gespräch mit O.

Ich habe noch nachgefragt, ob ich mit der Psychologin (welche dann die Einzelgespräche mit O. führt) reden können, aber das wurde abgelehnt. Man wollen erstmal unbelastet mit O. arbeiten. Aber nach zwei Einzelgesprächen, dem Leistungstest und der Befunderhebung könne man nochmal drüber reden. Ich glaub ja nicht wirklich daran.