Donnerstag, 19. Januar 2017
Flucht
Inzwischen ist O. zum 7. Mal weggelaufen.

Letzte Woche hatte meine Partnerin Geburtstag. Wir haben extra nichts gesagt, damit O. nicht in Versuchung gerät und dafür für die Kinder was für den nächsten Tag geplant.

Nunja sie ist nach der Schule weggelaufen und kam zu mir auf Arbeit. Ich hatte Urlaub und war nicht da. Dummerweise hat die Rezeption O. einfach weggeschickt. So ist O. erstmal Richtung zu Hause der Mutter gelaufen - mit ihrem Ranzen (ca. 1/3 ihres Körpergewichts - aber das ist ein anderes Thema), bei deutlichen Minusgraden und einsetzendem Schneetreiben.
Dann fiel ihr ein, dass sie auch versuchen könnte im Kindergarten ihrer Geschwister Unterschlupf zu finden und mich anrufen zu lassen. Sie hat dann nach der Uhrzeit gefragt und fälschlicher Weise angenommen, es wäre schon zu spät dafür.
Nun war sie entschlossen zu uns aufs Dorf zu laufen. Sie musste erstmal einen Berg hoch. Oben waren die Kräfte dann schon am schwinden. Sie ist an Wohnungen von Freunden der Mutter vorbeigegangen - explizit ohne anzuhalten, weil die sagen es ja dann der Mama. Sie musste an der Arbeit der Mutter vorbei und ist extra einen Umweg gelaufen. Sie hat sich bei jedem schwarzen Skoda (Auto der Mutter) versteckt. Inzwischen musste sie an jedem zweiten Hauseingang verschnaufen.
Irgendwann hat sie den Ortsausgang erreicht. Jetzt stellen wir uns eine schmale Landstraße (so schmal dass es keine Mittellinie gibt) vor. Rechts geht es den Hang hoch. Links den Hang runter. Auf beiden Seiten Schneeverwehungen, da das Schneetreiben zum Schneesturm geworden ist. O. versinkt bis über die Knie im Schnee. Die Stiefel sind durchgeweicht, denn die sind vorwiegend chic und weniger Wetterfest. O. schleppt sich weiter. Sie wechselt die die Straßenseite, aber das macht es nicht besser. Sie kann kaum noch und überlegt ob sie sich einen Igul bauen soll für die Nacht. Oder auf einen Baum klettern, da ist es nicht so nass. Sie ist ungefähr seit zwei Stunden unterwegs und hat erst etwa die Hälfte geschafft.
Ein Auto hält an. O. weiß dass sie nicht zu Fremden einsteigen soll, zieht das aber erfrieren vor. Sie lässt sich bis in den Nachbarort fahren - um nicht zu viele Umstände zu machen und läuft wieder. Diesmal sammeln sie Bekannte auf und bringen sie zu uns.

Das Verschwinden in der Schule wird mir weder von der Schule noch von der Mutter mitgeteilt. Sonst hätte ich rechtzeitig auf Arbeit anrufen können und O. wäre einfach dort geblieben. Ein Handy hätte auch geholfen - die Einschätzung teilte auch die Polizei. Dort hatte die Mutter nämlich eine großangelegte Suche ausgelöst.

So hatten wir dann wieder Geburtstag mit Polizeibesuch. Auch diese Polizisten waren erstmal der Meinung O. gleich mitnehmen zu müssen. Nachdem wir uns alle etwas beruhigt hatte, gab's die Order O. dazulassen.

Daraufhin habe ich einen Antrag bei Gericht gestellt - es kann nicht sein, das O. sich wieder und wieder in Gefahr begibt, nur weil die Mutter einen Schaden hat und von alle in ihren Ansichten unterstützt wird.

Nach dem Geburtstag war regulär Umgangswochenende. Montag dann zurück zur Mutter. Sie hat O. direkt in der Schule abgeholt. Zwei Stunden später klettert O. aus dem Fenster des Hauses und rennt weg.
Wieder Polizei, wieder Lügen der Mutter, wieder bleibt O. bei mir. Außer der Polizei hat irgendwie niemand Verständnis fürs Kind.

So gestern sollte Verhandlung vor dem AG sein. Das hat diese aber im letzten Moment abgesagt - man sei nicht zuständig und eilig wäre es auch nicht. Das ist alles so unglaublich - wäre es ne Seifenoper, die wäre schon wegen unglaubwürdiger Story abgesetzt worden ...



Gespräche
Inzwischen habe ich auch mit den Dezernenten für Familie und Bildung sowie dem Oberbürgermeister gesprochen.

Der OB hat mich an die Gleichstellungsbeauftragte und die Jugendamtsleitung verwiesen. Das Debakel mit der Gleichstellungsbeauftragten steht schon im anderen Artikel. Das Jugendamt hat erstmal gar nicht reagiert. So habe ich nochmal den OB eingeschaltet und nun habe ich grummelig einen Termin am Ende des Monats bekommen. Das wird bestimmt toll ...

Der Familiendezernent hat ganz viel Verständnis und bestimmt bin ich ein netter und lieber Mensch. Aber das Hausverbot in der Schule hat seine Richtigkeit. Die kann er zwar nicht begründen, aber das ist halt so. Auf meinen anwaltlichen Widerspruch hat noch keiner reagiert.

Und der Verfahrensbeistand der mich sowieso nicht leiden kann - der will Montag mit mir reden. Die Frau klang bereits am Telefon so begeistert.



Regeln und ihre Einhaltung
Vor Weihnachten hat die Mutter einfach mal einen Umgang ausfallen lassen. Und O. merkt halt, wenn die Mutter 13:15 Uhr in der Schule ist - und nicht wie sonst 16 Uhr.
Und auch die Lehrerinnen, denen die Mutter ja genau erklärt hat, dass Donnerstag Papatag ist, haben keine Problem, wenn dann doch die Mama auftaucht.

Und wenn man dass dann der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten erzählt - zusätzlich dazu, dass die Schule nur mit der Mutter redet und mir explizit das Gespräch verweigert - kann diese keine Ungleichbehandlung feststellen. Ist eben doch mehr Frauen- als Gleichstellungsbeauftragte.

Nach Silvester hat die Mutter dann diskutiert, das O. eher zu ihr zurück soll. Obwohl es eigentlich klar geregelt ist.